Freitag, 6. März 2009

Kühnplatz




























Altes Foto:
um 1890
Neues Foto: Jänner 2007
Location: 1040 Mühlgasse Ecke Schleifmühlgasse

Anstelle des Kühnplatzes befand sich bis etwa 1913 der Schleifmühlgassentrakt des Freihauses, dessen bewegte Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Das Freihaus war ein ausgedehnter, infrastrukturell weitgehend autonomer
Gebäudekomplex mit eigener Gerichtsbarkeit und galt in seiner Blütezeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als größtes Zinshaus von Wien, das bis zu 3000 Menschen beherbergte. Das Freihaus umfasste mehrere Innenhöfe und wurde im Süden von der Schleifmühlgasse, im Westen vom Mühlbach (= die heutige Mühlgasse), im Norden von der Resselgasse und im Osten von Wiedner Hauptstraße und Margaretenstraße begrenzt. Vor der 2. Türkenbelagerung wurde das unweit der Stadtmauern gelegene Freihaus aus Sicherheitsgründen freiwillig demoliert, im Jahr 1759 brannte es erneut ab, jedesmal wurde das Areal aber nur noch großzügiger neu errichtet. Im Freihaustheater des örtlichen Prinzipals Emanuel Schikaneder wurde 1791 die Zauberflöte uraufgeführt, Mozart soll in einem Salettl des Schleifmühltrakts regelmäßig zu Gast gewesen sein.

Der Mühlbach führte durch die spätere Grüngasse und Mühlgasse und mündete etwa bei der heutigen Kunsthalle am Karlsplatz wieder in den Wienfluss. Der Bach wurde 1856 zugeschüttet und betrieb bis dahin die noch heute erhaltene Hofmühle, die Scheifmühle (die sich etwa am obigen Fotostandort zwischen Café Anzengruber und der Kochbuchhandlung Babette's befand) sowie die Bärenmühle beim jetzigen Bärenmühldurchgang.

Der auffällige Wiedenhof am Kühnplatz 1-4 wurde 1915 von Otto Richter erbaut und gilt als Vorreiter späterer kommunaler Wohnanlagen.


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